Wie ich mir magische Socken für meine Doktorarbeit strickte - und was ich daraus für mein Business gelernt habe

Aller Anfang ist schwer
Ich habe vor über 30 Jahren in der Grundschule stricken gelernt. Damals fand ich dieses “Mädchenzeugs” total doof. Gleichzeitig war Stricken von Anfang an auch positiv besetzt, weil meine schwäbische Oma abends beim Fernsehgucken immer gestrickt hat. Bis heute kann ich ohne ihre Wollsocken an den Füßen im Winter nicht gut schlafen.
Ein Ziel herbeistricken
Die besondere Wirkung des „Bestrickens“ habe ich aber erst Anfang 2020 kennengelernt. Damals war ich selbst zu einem ähnlichen Workshop bei einer Bekannten eingeladen. Wir waren fünf Frauen, jede mit einem eigenen Strickprojekt, und haben einen Tag zusammengesessen, gestrickt, geredet, gelacht und gegessen. Während des Strickens haben wir uns über unsere Lebensthemen ausgetauscht und dabei immer wieder Analogien und Parallelen zum Stricken
gefunden.
Ich habe an diesem Tag ein Paar Socken weitergestrickt. Die Socken hatte ich 10 Jahre vorher angefangen – ungefähr zu der Zeit, als ich auch angefangen hatte, meine Doktorarbeit zu schreiben. Nach ein paar Stunden Stricken hat sich in mir eine Art Mantra entwickelt, das ich mit jeder Masche wiederholt habe:
“Wenn ich es schaffe, diese Socken zu Ende zu stricken, dann schaffe ich es auch, meine Doktorarbeit abzuschließen!”
An diesem Tag habe ich mich regelrecht in Trance gestrickt und nach zehn Stunden, gegen 22 Uhr, tatsächlich den Knoten an meine Doktorarbeitssocken geküpft. Und nur drei Monate später habe ich die Doktorarbeit eingereicht!
Die hässlichsten Socken der Welt

Das sind vermutlich die hässlichsten Socken der Welt geworden, mit vielen Fehlern und merkwürdigen “Verstrickungen”. Aber es sind meine Doktorarbeitssocken, auf die ich unglaublich stolz bin, weil ich durchgehalten und nicht aufgegeben habe. Ab dann habe ich sie jedes Mal angezogen, wenn ich mich an meinen Computer gesetzt und weitergeschrieben habe.
Sogar am Tag der Online-Verteidigung im Sommer 2020 habe ich sie getragen. Die Socken konnte außer mir zwar niemand sehen, aber mir haben sie ganz viel Kraft gegeben. Die Wärme an meinen Füßen hat mich daran erinnert, was ich alles schaffen kann. Magische Socken also – passend zum Titel meiner Doktorarbeit: „Die Wiederverzauberung des Museums“.

Wenn du mehr über meine Doktorarbeit erfahren möchtest und dich das Thema weiter interessiert, kannst du auf Academia kostenlos in ein paar Kapitel reinlesen:
Stricken und Business-Entwicklung
Jetzt weißt du, warum ich dank „magischer“ Socken meine Doktorarbeit abgeschlossen habe und warum ich so begeistert davon bin, Stricken zu nutzen, um Ziele zu erreichen und Projekte zu realisieren.
Heute kann ich immer noch nicht besonders gut stricken. Ich kämpfe wirklich jedes Mal mit Wolle und Nadeln. Aber ich nutze das Stricken nach wie vor wahnsinnig gerne als Möglichkeit der Selbstreflexion und um mich persönlich weiter zu entwickeln.
Sobald ich mein Strickzeug auspacke, gehen meine inneren Prozesse los. Die Themen, mit denen ich ringe, springen wie Schachtelteufel an die Oberfläche. Und meine inneren kritischen Stimmen laufen jedes Mal zu Höchstform auf: “Du bist voll unprofessionell, du lernst es nie, du stümperst hier so rum – voll peinlich”.
Aber ich merke beim Stricken auch, was ich gut kann, was meine Stärken sind: Ich bin ausdauernd und hartnäckig und gebe nicht so schnell auf. Und obwohl ich leicht ungeduldig werde, behalte ich meistens auch dann meinen Humor, wenn ich mich komplett (in Wolle und Nadeln) verheddert habe.
Die Analogien und Metaphern, die sich aus dem Stricken für die Business- Entwicklung ergeben, finde ich verblüffend, erhellend und inspirierend: Was hat beispielsweise ein Strickmuster mit meiner Art zu tun, ein Projekt anzugehen?
Für mich ist es zum Beispiel am entspanntesten, wenn ich bei Projekten nach einer kurzen Einführung einfach loslegen und rumprobieren kann – beim Stricken genauso wie beim Webseite bauen. Deshalb ist für mich beim Stricken auch eine der wichtigsten Fähigkeiten, verlorene Maschen wieder hochzuholen. Ich lerne am besten aus meinen eigenen Fehlern.

Die Zukunft-Strickerinnen
Zusammen mit meiner Kollegin Constance Karlinsky habe ich deshalb „die Zukunft-Strickerinnen – les tricoteuses de Berlin“ gegründet. Wir stricken seit 2023 gemeinsam an unserem Business-Modell und lernen jedes Mal Neues über uns selbst und über das Stricken als Methode der Selbstreflexion. Das Gespräch über diese Erkenntnisse ist dabei mindestens genau so wichtig, wie das Stricken an sich.
In unseren Workshops laden wir dich ein, im Austausch mit Anderen hands-on und praktisch über deine Themen nachdenken und Lösungsansätze zu entwickeln. Die Themen unserer Workshops sind u.a.:
- Strick dir dein Business! Geschäftsmodellentwicklung für Gründer:innen
- Finde deinen roten Faden – Klarheit und Ausrichtung finden
Du musst dafür auch gar nicht stricken können. Wir haben verschiedene Techniken (zum Beispiel das Fingerstricken), mit denen du eine wunderbare Strick-Erfahrung machen kannst.
Bist du neugierig geworden und möchtest das Stricken zur Selbstreflexion mal ausprobieren? Dann schau gerne bei einem unserer Workshops vorbei oder schreib uns eine Nachricht.
Wir bieten die Workshops auch für Teams an, um gemeinsam ein Thema zu bestricken.
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Photo credits
(c) Sarah Maupeu, 2020.